Du besitzt ein Smartphone, wie kannst du gegen den Kapitalismus sein?

Dass den Onkel dein politisches Engagement schon eine Weile geärgert hat, ist klar. Als du dich beim nächsten Familienfest mit Hilfe von Facebook von den Gesprächen abzulenken versuchst, sieht erseine Stunde gekommen: «Ich dachte, du wärst gegen Kapitalismus. Wieso benutzt du dann ein Smartphone? Und was ist eigentlich mit diesen Turnschuhen?», wirft er dir triumphierend entgegen. Man sieht es ihm an: Damit glaubt er, dich Traumtänzerin in die Ecke getrieben zu haben. Um eine Diskussion geht es ihm nicht wirklich. Dabei ist es tatsächlich gleichzeitig einfacher und komplizierter, als der Onkel meint.
Es geht ihm anscheinend ja um zweierlei: Er will dir Inkonsequenz vorwerfen: «Wie kannst du gegen ein System sein, dass du doch unterstützt, indem du seine Produkte kaufst?». Diesen Vorwurf würde er dir aber vermutlich nicht machen, wenn du einen Apfel isst – selbst wenn du den, ganz kapitalistisch, soeben im Supermarkt gegen Bezahlung erworben hast. Es geht ihm noch um etwas Anderes: Produkte nämlich, die unter nachweislich besonders beschissenen Bedingungen – in quasi-Sklavenarbeit bei Foxconn in China oder in Sweatshops – hergestellt wurden. Irgendwie sollen die wohl kapitalistischer sein als der Apfel oder sein Herzschrittmacher.

Nun sind diese Einwände, wenn man sie einmal zu Ende denkt, aber ziemlich unredlich. Gegen den Kapitalismus kann man nach solch einer Auffassung nur dann sein, wenn man in einer Höhle von den selbst gezogenen Kartoffeln lebt und sich in Blätter hüllt. Nun sind aber die Höhlen, in denen man unbehelligt leben kann, und die Flächen, auf denen man einfach so Gemüse anbauen kann, ziemlich selten geworden und wo ich meine Saatkartoffeln ohne Geld herbekommen soll, ist auch unklar.
Mal ganz abgesehen davon, dass besagter Onkel eine solche Lebensweise vermutlich auch nicht als löblich konsequentes politisches Engagement, sondern als komplette Spinnerei betrachten würde, führt dieser Ansatz also nicht besonders weit. In einer Welt, in der alles irgendjemandem gehört, gibt es keine wirklichen Nischen mehr. Allenfalls kann man Land kaufen und dann so tun, als sei das eine Nische, aber das ist natürlich eine Mogelpackung, denn das Geld dafür muss ja auch erst einmal irgendwo herkommen. Insofern ist das Argument mit der Inkonsequenz hinfällig.
Dann wäre da die Sache mit den Arbeitsbedingungen. Ohne Frage, ein Blick in die Fabriken, in denen ein Grossteil unserer alltäglichen Konsumgüter hergestellt werden, kann einem eigentlich nur Wut und Übelkeit verursachen. Kinder, die im Textilstaub 7 Tage die Woche, 12 Stunden pro Tag T-Shirts zusammennähen, sind ein hervorragendes Argument gegen den Kapitalismus. Aber ist es damit getan, dann einfach ein anderes Produkt zu kaufen? In der Elektronikbranche ist es tatsächlich so, dass solche Praktiken ziemlich umfas send durchgesetzt sind. Wer immer einen Laptop besitzt, hat da mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Produkt, das das Ergebnis von haarsträubenden Arbeitsbedingungen ist. Die grosse Verweigerung hilft mir da allerdings nicht weiter, denn den Laptop brauchen wir heutzutage einfach zum Arbeiten, zum Studieren und auch um uns politisch zu organisieren. Und Apple ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Kauf von teureren Produkten nicht automatisch dafür sorgt, dass ArbeiterInnen besser entlohnt werden.

Wenn es etwa um Kleidung geht, wird häufig die irische Billigkette Primark als Beispiel herangezogen. Als 2013 in Bangladesch der Sweatshop-Komplex Rana Plaza zusammenstürzte und dort 1.129 TextilarbeiterInnen ums Leben kamen, war schnell klar, dass dort für Primark produziert wurde. Aber eben auch beispielsweise für Benetton, eine etwas teurere ita lienische Kette, deren KäuferInnen sich eher selten anhören müssen, dass ihre Konsumgewohnheiten unmoralisch sind. Benetton gibt für die Produktion seiner Kleidung also kaum mehr Geld aus als Primark, nur wird mehr Geld in Marketing und Verkaufsräume gesteckt, so dass den KundInnen suggeriert wird, dass es sich hier um ein hochwertiges Produkt handelt. Da fragt man dann auch nicht mehr nach den Produktionsbedingungen.
Und selbst wenn es stimmen würde, dass ein teures Produkt bedeuten würde, dass diejenigen die es hergestellt haben besser bezahlt werden, was ist dann mit den Menschen, die sich das teure Produkt einfach nicht leisten können? Ist ethischer Konsum wirklich eine politisch sinnvolle Strategie, wenn nur verhältnismässig reiche Leute sie sich leisten können? Oder ist es vielleicht doch nur eine weitere Art, arme Leute zu beschämen – diesmal dafür, dass ihre Unterhosen vermutlich von Kindern zusammengenäht wurden?

Machen wir uns nichts vor: Erbärmliche Arbeitsbedingungen sind das Ergebnis davon, dass etwas möglichst billig produziert und dann so teuer verkauft wird, dass es noch einen Profit abwirft. Dabei befinden sich KapitalistInnen in Konkurrenz zueinander – wer auf seinem Zeug sitzen bleibt, geht früher oder später pleite. Ein erprobter Weg, die Nase vorne zu haben, besteht darin, billiger zu produzieren und zu verkaufen als die Konkurrenz. Das heisst, die Lohndrückerei und die miesen Arbeitsbedingun gen sind schon im System angelegt. Wann immer sich historisch an den Bedingungen etwas verbesserte (und die europäische Textilindustrie im 19. Jahrhundert etwa war ein ähnlich grauenhafter Ort wie heute die Sweatshops Asiens), war das das Ergebnis von Arbeitskämpfen oder einem Staat, der eingeschritten ist, weil die Lebenserwartung der ArbeiterInnen soweit gesunken war, dass der Nachschub an Arbeitskräften gefährdet war. Heute, unter den Bedingungen eines globalisierten Kapitalismus, wo Unmengen an Waren täglich um den Erdball geschickt werden, wird ein Grossteil der Konsumgüter vor allem dort produziert, wo Menschen aus Mangel an Alternativen und aufgrund politischer Rahmenbedingungen für sehr wenig Geld arbeiten.
Wenn wir dem mehr entgegensetzen wollen als den moralischen Appell, doch das teurere Produkt zu kaufen, dann bleibt uns nichts Anderes übrig, als dieses beschissene System aus den Angeln zu heben. Und zwischenzeitlich vielleicht dem Onkel zu sagen, dass er Unsinn redet.

Geld oder Leben

«Geld oder Leben!», sagt das Gegenüber und streckt dir dazu eine Pistole ins Gesicht. Es ist keine Frage, aber immerhin ein Angebot. Entweder rückst du dein Geld raus oder lässt dir dein Leben nehmen. Ich würde das Geld geben und das Leben behalten. Und ich kenne die Statistiken dazu nicht, behaupte aber, dass es den meisten so geht wie mir.
Wie dieser Überfall funktioniert unsere Gesellschaft: man gibt Geld für Leben. Dieses Prinzip hat sich auf der ganzen Welt durchgesetzt, auch wenn es nicht besonders gut funktioniert. Die Möglichkeiten, an Geld zu gelangen, um es für Leben einzutauschen, sind rund um den Globus sehr ungleich verteilt. Den einen Menschen fehlt es am Nötigsten, weil sie kein Geld haben, während andere so viel Geld haben, dass sie gar nicht wissen wohin damit. Und die meisten müssen, um überhaupt an Geld zu kommen, schon ziemlich viel von ihrem Leben hergeben.
«Dann schaffen wir das Geld doch einfach ab!», möchtest du rufen. Und du hättest in gewisser Weise auch recht mit dieser Forderung. In gewisser Weise aber auch nicht. Es ist ein bisschen wie bei Rückenschmerzen. Man sitzt den ganzen Tag – in der Schule, bei der Arbeit oder zu Hause, wo man aus lauter Langeweile stundenlang im Internet surft – und bekommt deshalb Rückenschmerzen. Und man möchte schreien: «Schaffen wir doch die verdammten Stühle ab!» Man schreit es aber nicht, weil man natürlich weiss, dass das Unsinn ist, und man sich vor den anderen nicht zum Affen machen will. Was können wir tun? «Bauen wir die Stühle so, dass sie keine Rückenschmerzen verursachen», ruft Rolf, und glaubt damit ein ganz Schlauer zu sein.

Das Problem sind nicht die Stühle, sondern dass wir den ganzen Tag sitzen müssen. Dagegen gälte es, etwas zu unternehmen. Die Rückenschmerzen sind nur sehr oberflächlich betrachtet auf den Stuhl zurück zu führen. Denn hinter dem die-gan-ze-Zeit-auf-dem-Stuhl-sitzen stehen Dinge wie die Schulpflicht, Lohnarbeit und Langeweile. Der Stuhl ist nur das Mittel, das einem das Sitzen erlaubt. Auch das Geld ist ein Mittel. Es ist das allgemeine Äquivalent, mit dem alles auf dieser Welt verglichen wird. Auch wenn es immer heisst, man könne Äpfel nicht mit Birnen vergleichen: mit Geld klappt es. Nicht, weil dem Geld eine magische Kraft innewohnt, sondern weil hinter dem Geld das Prinzip des Wertes steckt. Es geht nicht um innere Werte oder Gebrauchswert. Wir sprechen vom Tauschwert. Alles hat einen Tauschwert: Dinge, Taten, Möglichkeiten. Und Geld ist das Mittel, mit dem sich das alles vergleichen lässt.
Geld ist aber noch mehr. Es ist auch Tauschwert. Geld lässt sich für eine bestimmte Menge Äpfel oder Birnen, für Gesangsstunden oder Ruhe eintauschen. Deshalb wurde dir ja auch die Pistole ins Gesicht gestreckt. Der Räuber oder die Räuberin will nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, sondern Äpfel und Birnen kaufen.

Wie kommt man aber an Geld? Will man nicht kriminell werden und hat weder eine reiche Erbtante noch ein Händchen fürs Glücksspiel, bleibt fast nur übrig, dass man seine eigene Arbeitskraft verkauft. Man arbeitet also. Vielleicht übt man dabei eine Tätigkeit aus, die einem Vergnügen bereitet, oder oft Vergnügen bereitet. Vielleicht ist sie auch meist langweilig oder sogar brutal. Auf der Ebene des Geld-haben-Müssens ist das egal.

Auch was wir beim Verkauf unserer Arbeitskraft erzeugen, ist egal, solange es einen Absatzmarkt dafür gibt. Es braucht immer auch das entsprechende Geld, das Bedürfnis nach dem Angebot als solches reicht nicht. Sonst hätte in Gebieten, wo die Menschen auf der Strasse schlafen müssen, die Baubranche Hochkonjunktur, und da, wo die Menschen unter diffusen Ängsten vor dem Fremden leiden, die Psychotherapie. Wo also konkrete Bedürfnisse nach gewissen Dingen und Dienstleistungen vorhanden wären, werden diese nicht gestillt, weil es kein Geld für die Dinge und Dienstleistungen gibt. Anderenorts werden mit Werbung Bedürfnisse geformt, um einen Absatzmarkt zu etablieren. Nicht zuletzt dies führt dazu, dass die Leute, ob mit oder ohne Lohnarbeit, zwischendurch innehalten müssen, um sich zu fragen: «Was, verdammt, mache ich hier eigentlich jeden Tag?» Anders ausgedrückt: Unsere Gesellschaft ist völlig bekloppt eingerichtet. Die müsste man grundsätzlich ändern. Nur das Geld abzuschaffen oder zu reformieren bringt gar nichts.
«Geld oder Leben!», sagt das Gegenüber und streckt dir dazu eine Pistole ins Gesicht. Es ist keine Frage, aber immerhin ein Angebot. Kein besonders gutes, wenn du mich fragst.

Utopia – Ob und wie es einmal anders sein könnte

«Was willst du denn stattdessen?» wird oft gefragt, wenn wir die Art und Weise kritisieren, wie das Zusammenleben der Menschen organisiert ist. Hinter dieser Frage verbirgt sich aber meist gar kein echtes Interesse an einer Antwort, sondern sie dient eher dazu, die Diskussion zu beenden. Es ist schliesslich offensichtlich, dass ein einziger Mensch kaum in der Lage ist, einen «Masterplan» zu präsentieren, der der Tragweite dieser Frage gerecht werden könnte. Wir können aber sagen, dass wir eine Gesellschaft wollen, in der allen Menschen die Bedingungen für ein gutes Leben gegeben sind. Ein solidarisches Miteinander statt Konkurrenzkampf. Ungeachtet aller konstruierten Schranken wie Geschlecht, Alter, Herkunft und sexueller Orientierung, stünde es allen frei, den eigenen Bedürfnissen zu folgen und die eigenen Fähigkeiten auszuleben.

Endlich wird die Arbeit knapp

Das klingt nach romantischen Träumereien? Sehen wir uns die Welt doch einmal an: Nie waren die Gegebenheiten besser, um das gute Leben für alle endlich zu ermöglichen. Der Reichtum, der heute weltweit produziert wird, reicht locker für alle. Allerorts ist davon die Rede, dass «neue Technologien dem Menschen die Arbeit abnehmen». Der technische Fortschritt erlaubt es uns, gesellschaftlich notwendige Arbeiten wie Nahrungsmittelproduktion oder Häuserbau in einem Bruchteil der Zeit zu erledigen, die dereinst dafür aufgewendet werden musste.

Wir produzieren nicht nur mehr als genug für alle, wir produzieren auch einen Haufen Unsinn. Bei einer Produktionsform, die sich an den Bedürfnissen orientiert, würden viele Administrativberufe und Dienstleistungen, sowie weite Teile der materiellen Produktion auf einmal hinfällig. Wer braucht schon Callcenter, Diamantohrringe oder Kampfdrohnen? Die verbleibenden notwendigen Arbeiten wie Landwirtschaft, Maschinenbau, Betreuung, Hausarbeit usw. könnten jetzt kollektiv organisiert und aufgeteilt, und in wenigen Wochenarbeitsstunden erledigt werden. Die so gewonnene Zeit könnte nun von allen nach Belieben genutzt werden, um sich zu bilden, zu musizieren, zu faulenzen, zu forschen, Baumhäuser zu bauen oder ganz etwas anderes zu tun.

Eine weitere Errungenschaft, die ungeahnte Möglichkeiten birgt, ist das Internet. Sie erlaubt uns innert Sekundenbruchteilen unabhängig vom jeweiligen Standort Nachrichten auszutauschen und auf einen kollektiven Informationsschatz zuzugreifen, der alles übersteigt, was sich ein einzelner Mensch je an Wissen aneignen könnte. Auch die Organisation und Koordination der gesellschaftlichen Arbeit könnte so ungemein vereinfacht werden: Schreib einfach in das entsprechende Forum, dass du noch ein Kilo Brot brauchst und das Bäckerei-Kollektiv weiss Bescheid, wie viel es zu backen gibt.

Auf nach Utopia

Das klingt utopisch? Na klar! Aber wir haben den Anspruch, für eine Gesellschaft zu kämpfen, die das gute Leben für alle ermöglicht. Dazu wollen wir die Möglichkeiten schaffen, dass die Menschen alle gleichberechtigt darüber entscheiden, wie die Gesellschaft organisiert sein soll. Es liegt an uns, uns bewusst zu werden, dass Geschichte nicht einfach passiert, sondern gemacht wird. Weder Politik noch Kapital können oder wollen diesen Wandel für uns einleiten. Im Gegenteil, die Interessen der Herrschenden liegen darin, den Status Quo aufrecht zu erhalten.

Wenn wir diese Welt umgestalten wollen, dann müssen wir der verbreiteten Maxime, dass «wir ja sowieso nichts machen können» den Kampf ansagen. Veränderung kann nur kollektiv passieren, und das heisst, dass wir uns unserer Macht als Masse bewusst werden und unsere Schicksale in die eigenen Hände nehmen müssen!

Zur Beharrlichkeit des Verehrers dieser Gesellschaft

Es ist oftmals ganz schön frustrierend. Die Gesellschaft, in der wir leben, produziert haufenweise augenscheinliche Absurditäten: Menschen hungern, während Lebensmittel weggekippt werden. Menschen müssen unter Brücken schlafen, während Häuser leer stehen. Menschen werden in die Lohnarbeit gezwungen, während Maschinen diese zusehends überflüssig machen. Menschen müssen mit einer Schale Reis pro Tag überleben, während Katzen mit «DeliCatesse mit Lachs und Meeresfrüchten» gefüttert werden. Die Liste aller Brutalitäten ist schier endlos und niederschmetternd. Kämen morgen Aliens auf unseren Planeten, sie würden sofort erkennen, dass hier was grundsätzlich schiefläuft. Doch jene, die hier leben, scheinen sich an die Widersprüche gewöhnt zu haben. Mehr noch: Sie klammern sich oftmals gerade dann besonders verbissen an diese Welt, wenn man auf deren elenden Zustand hinweist.

DIE STRATEGIE DER REALISTINNEN

Egal wie beschissen der Zustand der Welt und egal wie gut die Argumente dagegen: Den sogenannten RealistInnen fallenimmer neue Strategien ein, um nicht einsehen zu müssen, dass etwas grundsätzlich im Argen liegt. Da hüpfen sie von einem Thema zum nächsten und würgen jede Klärung ab. Da wird man selbst wegen des Alters oder der unterstellten Naivität lächerlich gemacht. Da wird die vermeintliche Natur des Menschen ins Feld geführt. Da wird auf Nordkorea verwiesen. Und da wird rhetorisch gefragt, was man denn eigentlich wolle, wo doch eine andere Gesellschaft überhaupt nicht möglich sei. Alles geht durcheinander, nichts wird geklärt
und doch glauben sie sich im Recht. Weil halt alles so ist, wie es ist. Die RealistInnen werden dadurch bestätigt, dass sich das Elend fortspinnt und aus den Menschen Feinde macht, was ihnen wiederum Beweis dafür ist, dass die Menschen naturgemässegoistisch und feindselig sind.
Dabei wäre es doch erst mal recht augenscheinlich, dass vieles so banal wie falsch ist: Es liegt nicht in der Natur, dass es BesitzerInnen von Maschinen gibt, die andere beschäftigen, um möglichst viel Geld zu scheffeln. Es ist kein unabänderliches Schicksal, dass einige kaum überleben können, während andere die dritte Luxusjacht kaufen. Es ist absurd zu glauben, dass der Mensch von Natur aus Handel treiben und Geld anhäufen würde, wo doch die Geschichte der Menschheit zu grossen
Teilen ganz anders verlaufen ist. Niemand bei Verstand will nordkoreanische Verhältnisse in der Schweiz installieren, die Argumente zielen in eine ganz andere Richtung. Sie zielen darauf, dass mit den heutigen Möglichkeiten und dem Wissen eine Gesellschaft realisierbar wäre, in der alle nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen leben könnten. Die Vernunft ist doch auf der Sei te derer, die auf diese Banalitäten hinweisen. Warum bloss bleiben die Argumente häufig so kraftlos? Woher kommt die beharrliche Uneinsichtigkeit?

DIE SCHWERKRAFT DER VERHÄLTNISSE

Wir sind alle gezwungen, in dieser Welt zu leben und uns entsprechend ihren Vorgaben zu verhalten. Alleine können wir uns nicht der Lohnarbeit, den Steuern oder der Schule entziehen. Wir sind also davon abhängig, dass wir Geld verdienen, um dieses für mehr oder weniger nützliche Dinge ausgeben zu können. Damit das klappt, sind wir auf ein Unternehmen angewiesen, das uns einstellt. Ebenso auf einen Sozialstaat, der uns im Notfall einige Überreste des Reichtums zuteilt. Den FirmenbesitzerInnen und dem Staat müssen wir im Gegenzug unsere Arbeitskraft und einen Teil unseres erarbeiteten Geldes abgeben. Das scheint für uns, die wir in dieser Gesellschaft aufgewachsen und sozialisiert sind, naturgegeben zu sein. Aus diesem Teufelskreis können wir nur kollektiv ausbrechen; nämlich indem wir das Bestehende einreissen, damit auf den Trümmern eine neue Welt entstehen kann. Dieses Projekt ist zurzeit aber nicht gerade weit fortgeschritten. Es scheint im Gegenteil, als wäre der Kapitalismus unumstösslich.
Unsere Kritik an dieser Gesellschaft bleibt also vorerst eine, die wir nicht praktisch umsetzen können. Denn auch wenn wir aus unserer Kritik Konsequenzen zu ziehen versuchen, steht einer befreiten Gesellschaft vieles entgegen. Das bestehende System ist sehr beharrlich und aus
der eigenen Erfahrung kennen wir auch nichts Anderes. Darum ist es für die allermeisten Menschen schlicht eine emotionale Unmöglichkeit, sich  gegen das Ganze zu positionieren. Es wäre ein zu eklatanter Widerspruch  zum alltäglichen Leben und zu ihrer eigenen Erfahrung. Sie identifizieren  sich stattdessen mit der Gesellschaft und ihrem Staat. Sie schmiegen sich  auch gedanklich ganz an die bestehenden Normen an. Und sie bilden eine entsprechende Persönlichkeit aus. Sie reagieren oftmals ignorant oder gar aggressiv auf Menschen, die diese Gesellschaft in Frage stellen.Denn  damit stellt man nicht einfach nur ein abstraktes System in Frage, sondern zugleich die Lebensperspektive jener, die es sich in dieser Gesellschaft eingerichtet und ihre Ellbogen ausgefahren haben.
Wenn Menschen in der Diskussion also auf schlüssige Argumente gegen das herrschende Schlamassel mit Abwehr reagieren, dann hat das ganz wesentlich damit zu tun. Das ist aber noch nicht alles.

ANPASSUNG UND GEWALT

Das ständige Sich-Anpassen, das Funktionieren und das Integrieren führen auch dazu, dass man gewisse Neigungen und Bedürfnisse unterdrücken muss. Man schafft sich einen Panzer. Man verhärtet sich. Faul sein? Sich den Zwängen entziehen? Nicht funktionieren? Geniessen ohne Leistung? Ich doch nicht! Die unterdrückten Bedürfnisse glaubt man dann in jenen zu entdecken, die nicht mitmachen wollen oder dürfen: Der faule Flüchtling, der lüsterne junge Mann aus Afrika, die gefühlsduselige Frau; oder eben die Kommunistin, die sich allem entziehen will und kein produktives Mitglied der Gesellschaft ist.
Nicht nur rassistische und sexistische Vorurteile, sondern auch die Wut auf jene, die es anders machen wollen, speisen sich aus dem Zwang nach Anpassung. Für viele werden diese Menschen persönliche Feinde. Diese Verhältnisse erfordern das geradezu, weil sie beständige Abstriche bei den eigenen Bedürfnissen erzwingen. Weil sie den Einzelnen den kapitalistischen Zwängen unterwerfen und ihn gegen alle anderen in knallharte Konkurrenz setzen. Solidarität und Kritik sind Momente, die man bewusst dagegen stark machen muss.
Es gibt ganze Heerscharen von Professionellen, die dafür sorgen, dass alles beim Alten bleibt: PolitikerInnen, PsychologInnen, JournalistInnen, LehrerInnen, PolizistInnen, Stars und ExpertInnen aller Arten. Die Liste ist fast so lang wie die Widersprüche, die diese Gesellschaft produziert. In Schule, Medien, Politik und Werbung werden Werte und Vorstellungen dieser Gesellschaft zementiert und uns mundgerecht immer und immer wieder präsentiert. Das wird aber nur wirksam, weil damit an das oben beschriebene angepasste Bewusstsein angedockt werden kann. Man wird zur eilfertigen Arbeitskraft, zur begierigen KonsumentIn und zur loyalen StaatsbürgerIn erzogen; und ist das dann auch gern.
Es gibt genügend Leute, die ein weit reichendes Interesse an der Aufrechterhaltung des ganzen Irrsinns haben, weil sie auf die eine oder andere Weise davon profitieren. Es hat wenig Sinn, mit diesen über das Problem Kapitalismus zu reden. Bei vielen anderen kann und soll man es durchaus versuchen, die Panzer sind nicht immer ganz kugelsicher. Die Verhärtung hat sich oftmals noch nicht ganz gegen Begehren und Träume durchgesetzt – und diese sind potentiell auf unserer Seite.

«Es ist ein Mädchen!»

Man kennt das ja, oder? Geh ich mal ungeschminkt aus dem Haus, heisst es: «Bist du krank? Du siehst so müde aus!». Kurze Haare: «Ach, mir gefiel’s einfach besser vorher. Jetzt siehst du so unweiblich aus.» Zum Vorstellungsgespräch: Besser drei Stunden vorher mit den Vorbereitungen beginnen, damit nicht nur die Garderobe, sondern auch das Make-up, die Frisur, der Schmuck, die Fingernägel, das Parfum und die unbequemen Stögelis sitzen – Skills und CV hin oder her. Bei der Coiffeuse werde ich gefragt, wieviel Zeit ich bereit bin, morgens in meine Frisur zu investieren. Die Antwort «eine Minute» führt dazu, dass sie mich mitleidig-irritiert anschaut und mir zu verstehen gibt, dass das so nie etwas wird mit meiner Erscheinung. Ein bisschen Disziplin muss her, bitte! Und wieso bezahle ich eigentlich einen Hunderter und mein Kollege einen Fünfziger, wenn wir beide genau 45 Minuten beim Coiffeur sitzen und uns den Kurzhaarschnitt nachschneiden lassen? Klar, es zwingt mich niemand mit der Pistole, bei diesem ganzen Schönheitszirkus mitzumachen. Da ich aber trotzdem in dieser Gesellschaft aufgewachsen bin, ist das «ohne mich!» aber ziemlich schwierig, denn auch ich finde unrasierte Beine (leider!) potthässlich und habe das Gefühl, nachlässig, unweiblich, unattraktiv zu sein, wenn ich nicht mithalte. Also halt doch. Zähneknirschend – und die sollte ich vermutlich auch mal bleachen. Damit das Lächeln – das wichtigste Asset jeder Frau, nicht wahr? Lächel doch mal! – schön strahlend ist. Oh je.

Next. Die Mens bekommen, aber keinen Tampon dabei. Shit. Eigentlich ja kein Problem, eine andere Frau kann mir sicher einen geben. Aber Achtung, auf keinen Fall laut fragen! Nach einem Tampon (besser: einem «o.b.», das neutrale Codewort) wird diskret und leise gefragt, nie laut in der Runde. Die Übergabe findet dann auch wie ein Drogendeal statt: Möglichst unauffällig in der geschlossenen Faust. Damit niemand sieht, dass man die Periode hat. Überhaupt darf der Tampon als Symbol für die Mens nie sichtbar werden. Fällt er aus der Tasche: Peinlich. Deshalb nehmen viele Frauen gleich die ganze Tasche mit aufs WC. Der Faden hängt beim Bikini raus: Noch peinlicher. Blutflecken auf der Hose: Kill me already! Drum ist das «Blut» in den Bindenwerbungen wohl auch blau. Die Schmerzen und die Bluterei sowie die (hohen!) Ausgaben für Tampons, Binden oder Mooncups reichen ja. Da wäre es mehr als angebracht, man müsste sich nicht auch noch dafür schämen, dass man die Mens hat. Wäre. Müsste. Argh.

Und weiter. In Gesprächen und Diskussionen reden viele Männer mit einem Selbstbewusstsein, dass mir die Kinnlade runterfällt, während aus meinem Mund nichts kommt, wenn ich nicht mehrfach überprüft habe, ob das zu Sagende auch korrekt und relevant ist. Bei den Männerbeiträgen in den Uniseminaren dachte ich manchmal, dass ich für all die Typen kompensiere, die ohne Kontrolle jeden Gedanken für mitteilungswürdig halten. Minutenlang. Ungefragt. Dasselbe im Zug. Ich: die Beine überschlagen, Hände auf den Oberschenkeln, Jacke verstaut. Mann neben mir: breitbeinig, Jacke hängt halb auf meinem Sitz, Ellenbogen auf den Armlehnen weit bis zu mir rüber. Beim Pendeln nach Bern: Eine Dauererfahrung. Beschwer ich mich, bin ich die nervige übersensible Emanze, die sich wegen jeder Kleinigkeit aufregt und darf mich streiten. Sag ich nichts, ärgere ich mich eine Stunde lang. Win-win!

Oder an der Berufsschule. Da kommt ein Schüler nach der Stunde zu mir und erklärt mir, wie ich heute meinen Job gemacht habe. «Heute fand ich sie besser als letzte Woche. Sie müssen sich einfach mehr durchsetzen! Sonst wird das nichts. Sie sollten unterrichten wie Herr M., der macht das super! Aber Frau S., das kommt schon. Heute ging es doch!» Als ich einer anderen Lehrerin davon erzähle und sage, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass LehrER solche nett gemeinten, aber furchtbar herablassenden Assessments und Ratschläge über sich ergehen lassen müssen und dass das nervt schaut sie mich nur komisch an und findet: Ich habe noch nie erlebt, dass Lernende Lehrerinnen anders behandeln als Lehrer?! Klar. Weil Sexismus nur ist, wenn mir jemand «Frauen sind scheisse» ins Gesicht sagt. Ach je.

Next. Ich wurde vor ein paar Jahren massiv sexuell belästigt. Ich hatte dem Typen, den ich lose kannte, auf dem Nachhauseweg mehrmals explizit gesagt, dass ich nur bei ihm auf den Zug warten wolle – nicht, damit er falsche Erwartungen hätte. Er fände das super, dass ich das so direkt klarmache, sagte er mir ausdrücklich. Zu Hause drückte er mich an die Wand und steckte seine Hand in meine Vagina, als ich konsequenterweise immer noch nicht mit ihm schlafen wollte. Ich flehte ihn weinend an, aufzuhören. Der Vorfall galt im Bekanntenkreis zwar als bedauerlich, aber es wurde weiterhin munter mit ihm Zeit verbracht, ohne grosse Diskussionen. Cool. Aber wen wundert’s, wenn eine Regierungspartei Witze über k.o.-Tropfen macht, Vergewaltiger wegen verpasster Karrierechancen gemilderte Strafen kriegen und Frauen selbst an Vergewaltigungen schuld sind wegen Kleidern, Alkohol, Aussehen oder was auch immer. Überhaupt Sex. Da läuft so viel schief, z.B. die Oralsex-Asymmetrie. Dass ich ihnen eins blasen würde, war für die meisten Typen selbstverständlich, und falls ich es nicht von mir aus tat, wurde ich dazu angehalten. Leider steht die Anzahl Blowjobs, die ich gegeben habe, in absolut keinem Verhältnis zur Anzahl der Male, die ich geleckt wurde. Als Frau gehört der Blowjob zum Standardprogramm, als Mann hingegen bist du der Held des Jahres, wenn du eine Frau leckst: Den musst du halten! Schätze dich glücklich! What the hell! Nur schon der Fakt, dass jedes Primarschulkind weiss, was ein Blowjob ist, das weibliche Pendant aber nicht mal einen allgemein verbreiteten Namen hat, sollte einem zu denken geben.

Natürlich, in einigen Hinsichten sind Frauen in der Schweiz weniger arg dran als anderswo. Ich bin froh, darf ich Autofahren. Muss ich keine Burka tragen. Darf ich abstimmen — seit 1971 resp. 1990 schon! Verdiene ich nur 18% weniger als meine männlichen Mitarbeiter. Aber was ist mit all dem Rest, dem mal leisen und dann wieder doch ganz schön lauten Sexismus? Ich könnte noch so viele Anekdoten an diesen Text anhängen. Was sagt es über Pornos aus, dass es eine female friendly Kategorie bei Youporn gibt? Wieso gilt es als schwach, emotional zu sein? Wieso ist es das Ideal, Arbeit und Kinder unter einen Hut zu bringen, statt radikalere Ideen zu erträumen? Ich hoffe, dass mir eines Tages die Fragen und Anekdoten ausgehen.

 

 

Wir essen unsre Suppe nicht

«Du willst nicht aufessen? Denk doch an die Kinder in Afrika!» Hat jedeR mal gehört. Und weiss auch mittlerweile, dass niemandem dadurch geholfen ist, dass man den Spinat aufisst. Aber die Logik, die hinter dieser Ermahnung steht, kennt man: Eigentlich geht es eineR doch gut, man hat ausreichend zu essen, ein Dach über dem Kopf – anderen geht es schlechter, also soll man sich nicht beschweren, man hat ja nur Luxusprobleme.

Diese Idee funktioniert in zwei Richtungen: Einerseits fühlt man sich vielleicht wirklich weniger schlecht, wenn man darüber nachdenkt, dass Menschen anderswo mit grösseren Problemen zu kämpfen haben. Insofern hat das Ganze eine Entlastungsfunktion. Also beisst man die Zähne zusammen und macht weiter wie gehabt. Andererseits – und das ist natürlich genau, was die Eltern im Sinn haben, wenn sie einem die hungernden Kinder in Afrika vorhalten – wird eineR auf diese Weise ein moralischer Vorwurf gemacht: «Du hast wirklich keinen legitimen Grund, dich zu beschweren! Sei zufrieden, mit dem, was du hast!» Beschweren darf man sich angeblich nur, wenn es eineR wirklich ganz beschissen geht. Alles andere muss man ertragen und so bleibt alles, wie es ist. Mal ganz abgesehen davon, dass das auch ein ziemlich schräges, man könnte sogar sagen, koloniales, Bild von Afrika voraussetzt, denn auf dem Kontinent gibt es immerhin über 50 durchaus unterschiedliche Länder und ebenso arme wie reiche Menschen.

Doch diese Art zu denken – «Du darfst dich nur beschweren, wenn es wirklich fast niemandem schlechter geht» – ist in der Schweiz besonders verbreitet. Die Schweiz hat im internationalen Vergleich tatsächlich einen hohen Lebensstandard und hohe Löhne. Doch gleichzeitig haben die Menschen hier auch überdurchschnittlich viel Stress. Vielleicht steht also doch nicht alles zum Besten? Ist es wirklich erstrebenswert, dass man kaum noch ein Leben jenseits der Arbeit hat, so dass man ständig kurz vorm Burnout steht oder irgendwann krank wird?

Dass Arbeit hierzulande so ein enorm hoher Wert beigemessen wird, hat auch historische Gründe: Im Zuge der Reformation und der Verbreitung des Protestantismus hat sich in vielen Teilen Nordeuropas eine Auffassung durchgesetzt, dass Arbeit etwas Gutes ist – und nicht nur Mittel zum Zweck, etwa, um etwas herzustellen oder genug Geld zu verdienen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Ursprünglich hat das Wort «Arbeit» einmal «Mühsal» oder «Plage» bedeutet. Aber wer heute sagt, dass er Arbeit eine Zumutung findet, wird schräg angeschaut. Stattdessen erzählen einem Menschen mit einem gewissen Stolz davon, wie viel sie arbeiten oder wie überarbeitet sie sind. Man macht dann halt Yoga oder, wenn man sich das leisten kann, einen Wellness-Urlaub, um wieder fit fürs Weiterarbeiten zu sein. So wird man zu einem wertvollen, leistungsbereiten Mitglied der Gesellschaft.

Doch sind wir wirklich das, was wir arbeiten? Dürfen wir nur protestieren, wenn wir Löcher in der Kleidung haben? Und wer hat eigentlich festgelegt, dass wir unsere Ansprüche am Lebensniveau hungernder Kinder in den ärmsten Gegenden der Welt messen sollen und nicht etwa an dem der Menschen, die ein grosses Haus an der Goldküste bewohnen?

 

Editorial

Alles ist gut, so wie es ist. Wer etwas anderes behauptet, hat die Welt, die Wirtschaft und die Menschen nicht begriffen. Und falls es doch noch ein paar Dinge geben sollte, die nicht ganz optimal sind, dann ist das halt so. Die Menschen sind, wie sie sind und es können nun mal nicht alle Probleme gelöst werden, Punkt. Wir leben in der besten aller möglichen Welten.

Oder doch nicht? Ist doch nicht alles so gut, wie es uns immer erzählt wird? Ist es wirklich nötig, dass Nahrungsmittel vernichtet werden, während immer noch Menschen verhungern? Ist es wirklich richtig, dass weltweit nur wenige den Reichtum geniessen, den Milliarden mit den täglichen acht, zwölf oder vierzehn harten Arbeitsstunden erarbeitet haben? Ist es wirklich notwendig, dass mehr Wohnhäuser leer stehen als es Obdachlose gibt, diese aber trotzdem nicht in diesen Häusern wohnen dürfen? Wir sollen glauben, dass die momentanen Zustände die bestmöglichen sind und dass daran nichts Bedeutendes zu ändern ist. Das tun wir aber nicht. Wir sind der Meinung, dass vieles anders werden muss und anders werden kann.

Wenn wir unsere Kritik äussern, hagelt es jedoch oft Vorwürfe oder Entgegnungen wie «Geh doch nach Afrika, wenn du jemandem helfen willst!», «Wie kannst du gegen den Kapitalismus sein, du hast doch auch ein Smartphone und Nikes?», «Es gibt keine bessere Gesellschaft, Menschen sind so!». Diesen oft gehörten Vorwürfen wollen wir in dieser Zeitschrift konkret und ausführlich entgegentreten – denn es ist offensichtlich, dass sich auf dieser Welt vieles ändern muss. Wir sind überzeugt davon, dass es wichtig und richtig ist, Kritik an den momentanen Verhältnissen zu üben – egal, wo wir leben, was wir tragen und ob wir arbeiten. Ein anderes Leben ist möglich und vielleicht gar nicht so weit weg, wie es manchmal scheint.